Eine unglaubliche Kindheit im Urwald

Dschungelkind Sabine Kuegler



Eine unglaublich Kindheit im Urwald1


Sabine Kuegler, 37, lebt heute in der Nähe von München. Ihre Kindheit verbrachte sie jedoch ganz  woanders: im Dschungel Südostasiens, beim Stamm der Fayu, die vorher noch nie einen Weißen gesehen hatten. Für die junge Sabine war ebenfalls alles neu, doch rasch bekam sie Freunde zum Spielen und lernte, wie man im Dschungel überlebt. Ihr Leben gibt es nun als Film: „Dschungelkind“ ist seit Mitte Februar in den Kinos. Dort erfahren die Zuschauer, wie so ein Dschungelleben für ein Kind aussieht. Das erfährst du aber auch hier. Unsere Autorin Heike Müller hat sich mit Sabine Kuegler unterhalten.


MÜLLER: Als Kind im Dschungel – was spielt man da?
KUEGLER: Der ganze Dschungel war mein Spielplatz. Wir schwammen im Fluss, haben mit anderen Fayu-Kindern gespielt und den Urwald entdeckt. Toll fanden wir es, mit Pfeil und Bogen zu schießen, zu jagen oder neue Tiere zu entdecken. Auch Essen sammeln war für uns ein Spiel.


MÜLLER: Wurden Sie von den anderen Fayu-Kindern akzeptiert?
KUEGLER: Ja, meine Geschwister und ich fanden viele neue Freunde, nachdem die Kinder ihre Angst vor uns verloren hatten. Erstaunlich, wie schnell das ging, da sie noch nie Menschen mit weißer Haut gesehen hatten.


MÜLLER: Hatten Sie Angst vor wilden Tieren oder vor den Menschen dort?
KUEGLER: Angst? Nein, im Gegenteil. Für uns war alles neu und aufregend. Unsere Eltern mussten uns eher bremsen. Obwohl es manchmal auch gefährlich war: Wildschweine haben schon mal angegriffen. Die Fayu haben uns aber beschützt und uns beigebracht, wo die Gefahren lauerten und wie man mit ihnen umgeht.


MÜLLER: Müssen Dschungelkinder auch Mathe pauken?
KUEGLER: Weil es keine richtige Schule gab, hat uns meine Mutter unterrichtet. Ich hatte aber wenig Lust und verstand nicht, was mir zum Beispiel Mathe im Urwald bringen sollte. Meine Mutter war in dieser Hinsicht jedoch unnachgiebig.


MÜLLER: Hatten Sie ein Haustier?
KUEGLER: Natürlich! Und nicht nur eines! Ich hatte einen Papagei namens Bobby, eine Maus namens George, viele Spinnen und alles andere, was ich im Urwald gefunden oder gefangen habe … Meine Mutter schlug die Hände über dem Kopf zusammen, was ich so alles anschleppte.



MÜLLER: Was gab es zu essen?

KUEGLER: Grundlagen waren Reis und Mehl, aber auch Konserven. Und dann hatten wir Essen, das die Fayu uns gebracht haben: Krokodilf leisch und Schlangen.


MÜLLER: Wie war es, als Sie Ihre Oma mit 13 Jahren in Deutschland
besucht hatten?

KUEGLER: Spannend und schön: Ich habe damals in Bad Segeberg mein erstes Eis probiert – das war so lecker, dass ich mich daran in rauen Mengen überfuttert hatte. Und ich habe zum ersten Mal Schnee gesehen. Unsere Eltern mussten uns für den Besuch aber ein paar „Überlebensregeln“ erklären. Zum Beispiel, was eine rote Ampel bedeutet.


foto sabine krügle2









TEXT: HEIKE MÜLLER

FOTO: JÜGEN ROSSMANN; SABINE KUEGLER

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