Interview mit Bernhard Hagemann

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Interview mit Bernhard Hagemann, dem Autor des Buches „Pimp deine Eltern“

„Ich rede nur mit Chefredakteuren, eigentlich!“

Ausschließlich mit Bossen reden? Von wegen! Sonst hätte Bernhard Hagemann sich gar nicht mit uns, der Kinderredaktion, unterhalten. War eher ein kleiner Scherz des Schriftstellers. Einer von vielen an diesem Nachmittag in der Pasinger Fabrik. Doch es wurde nicht nur gelacht, sondern auch heiß diskutiert: Hagemanns neues Buch „Pimp deine Eltern“, von dem wir genau wissen wollten, was es damit auf sich hat.







Harriet: Für wen ist das Buch im Grunde geschrieben? Wir waren uns da nicht ganz einig …

Hagemann:
Ihr sollt schon angesprochen sein! Manches in dem Buch ist für Jüngere geeignet, anderes für Ältere oder gar Eltern. Wenn man näher hinschaut, sieht man, dass das Buch wie eine Zeitschrift aufgemacht ist. Eine bunte Mischung, aus der sich jeder das herausnehmen kann, was ihm gefällt.

Theo: Manche haben es mit einem Elternratgeber verglichen.

Hagemann: Es gibt diese gängigen Ratgeber für Eltern, wie sie mit Kindern umgehensollen, wenn sie mal nicht weiterwissen. Das Buch ist quasi ein Gegenmodell für Kinder, wie sie ihre Eltern behandeln können, damit es ihnen besser geht. Ob es angenommen wird, wird sich zeigen. Es ist ein Experiment.

Emil blättert währenddessen im Buch und zeigt dann den anderen begeistert eine Abbildung mit der Überschrift „Rat & Tat“:
„Das finde ich ein cooles Bild.“

Hagemann Cooles Bild
Hagemann: Ja, die Idee dazu habe ich bei mir selbst geklaut, aus „Heinrichs Welt“, einem Bilderbuch für Erwachsene. In meiner Kindheit gab es diesen Satz: „Du bleibst solangesitzen, bis der Teller leer ist.“ Hier seht ihr, wie das verhasste Gemüse vom Teller verschwinden kann, indem man durchdreht. Ich glaube nicht, dass solch ein Verhalten von Eltern toleriert wird. So ist es ja auch nicht gemeint.

Emil: Also eher ein bisschen spöttisch?

Hagemann: Genau. Ich gehöre zu denjenigen, die Kindern Ironie durchaus zutrauen. Das kann man auch. Man denke nur an Serien wie die „Simpsons“ – die sind ja auch total überzeichnet. Und Erwachsene wie Kinder sind sich einig, dass so etwas gut anzusehen ist.

Theo : Das Buch ist demnach mit Humor zu lesen … Sind Sie als Mensch auch so?

Hagemann: Ich sehe mich als nicht ganz so komplizierten, dafür humorvollen Menschen, und als jemand, der durchaus den Ernst des Lebens begriffen hat, den man aber mit Humor meistern kann. Diese Einstellung versuche ich auch im Kinderbuch unterzubringen.

Harriet: Ich habe den Eindruck, dass „Pimp deine Eltern“, eher ein Buch für Jungs ist als für Mädchen. Manchmal geht die Anrede nur an die Jungs. Außerdem sind viele im Buch abgebildet.

Hagemann: In der Tat ist es eher für Buben geschrieben, aber nicht ausschließlich. Vielleicht auch weil die wahren Probleme mit den Eltern eher die Jungs haben (lacht). Nein, also ehrlich: Ich weiß es nicht. Nur das: Ich schreibe schon gerne für Jungs.

Hagemann in der Redaktion

Luis: Kommen die Ratschläge wirklich von den Kindern oder haben Sie sich alle allein ausgedacht?

Hagemann: Die habe ich mir schon selbst ausgedacht.

Theo: Was hat Sie während des Schreibens immer wieder inspiriert?

Hagemann: Ich habe mir einen Schwung Zeitungen gekauft, welche für Kinder, wie „Geolino“, „Wissen macht Ah!“ und „Neon“ für Jugendliche – also die gängigen, um zu schauen, wie die einzelnen Rubriken aussehen können: Ernährung, Erziehung oder auch der Kummerkasten. Zur Recherche und zur Inspiration, um auf eigene Idee zu kommen.


Luis: Wie lange haben Sie für das Buch gebraucht?

Hagemann: Es ist schwierig, genaue Zeitangaben zu machen. Die einzelnen Beiträge aus dem Buch habe ich über mehrere Tage und Wochen geschrieben und zwischendurch auch etwas anderes gemacht. Zum Schreiben gehört für mich auch das Spaziergehen, dabei kann ich gut meine Gedanken wälzen. Wenn ich beispielsweise, wie in diesem Fall, mit manchen Vorgaben des Verlags zunächst nichts anzufangen wusste. Wenn ich eine Zahl sagen müsste: Sagen wir einfach zwei Monate.


Theo: Gab es Phasen, wo Sie echt Pech hatten mit ihren Büchern?

Hagemann: Ja, die gab es schon. Wenn man sich etwas ausdenkt, das dem Verlag zeigt und dann mit dem Schreiben anfängt – und in der Zwischenzeit ist ein Buch mit einer ähnlichen Idee bereits bei einem anderen Verlag erschienen. So ist es mir gerade ergangen mit einer Idee für einen Comicroman. Die blühen ja gerade an jeder Ecke. Oder wenn ein Buch, bei dem man sich Mühe gegeben hat und von dem man meint, es sei schön und ginge gut, dann doch nicht so angenommen wird von den Käufern. Was bei Kinderbüchern schon schwierig ist: Die Käuferschicht ist nicht gleich die Zielgruppe. Denn gekauft werden die Bücher, die für Kinder gedacht sind, ja hauptsächlich von Erwachsenen.


Zwischendurch zieht der Autor sein neuestes Kinderbuch hervor, „Donikkls kleine Monster“. Es ist eine Serie mit drei Monstern, genauer Außerirdische, die auf der Erde landen. Dabei summt Hagemann das bekannte Fliegerlied („So a schöner Tag!“). Emil stöhnt auf, weil sein kleiner Bruder ihn mit diesem Ohrwurm 3 Monate lang gequält hat. Harriet hingegen ist begeistert und summt gleich mit. Wer mehr davon hören will, schaut am besten auf der Internetseite www.donikkl.de nach, die nach „Donikkl“, alias Andreas Donauer, benannt ist. So heißt der relativ bekannte Musiker, mit dem Bernd Hagemann eine Kinderbuchserie entwickelt hat.

Theo: Wo, denken Sie, kann man die besten Bücher kaufen?

Hagemann: Kommt auf die Beratung an. Selbst in großen Ketten-Buchhandlungen gibt es vereinzelt Mitarbeiter, die gute Bücher empfehlen: „Haben wir zwar nicht da, aber das müssen Sie lesen.“ Mmh … mir fallen gerade Kohlibris in Neuhausen und Lehmkuhl in Schwabing ein. Ich bin jetzt aber nicht so ein Buchhandels-Checker. Warum wollt ihr das wissen?


Theo: Ich finde es schon interessant zu wissen, woher ein Autor Lesestoff bekommt und ob er viel liest.

Hagemann: Stimmt. Ich lese viel, auch wenn ich gerne noch zu mehr kommen würde.


Luis: In welcher Buchhandlung gibt es die meisten Bücher von Ihnen?

Hagemann: Weiß ich nicht, so richtig viel stehen meine Bücher ohnehin nicht herum in den Buchläden. Nur meine Erstleser-Bücher, die sind schon gut zu finden, weil die gerne gesehen und gekauft werden.

Emil: Sie sind ja Schriftsteller und zugleich Fotograf. Was machen Sie eher nebenbei?

Hagemann: Gerade schreibe ich hauptsächlich – und mache nebenbei noch Fotos. Eigentlich komme ich ja vom Fotografieren; richtig angefangen mit dem Schreiben habe ich erst nach der Geburt meines Sohnes. 1992 ist dann mein erstes Kinderbuch erschienen.

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Luis: Wie viel verdienen Sie eigentlich an so einem Buch? 1 Cent pro Buch?

Hagemann (lacht): Nein, das nicht, es ist schon etwas mehr. So genau weiß ich das zwar gar nicht, aber als Honorar sind in der Regel 7 Prozent vom Nettoladenpreis vereinbart. Also von dem Preis, den die Buchhandlung beim Einkauf an den Verlag zahlt.


Harriet: Können Sie Kindern, die Schriftsteller werden wollen, einen Tipp geben?

Hagemann: Viel lesen ist schon mal gut, damit man weiß, wie eine Geschichte aufgebaut ist oder was sie spannend macht. Man sollte das Geschriebene Anderen zeigen und sich anhören, was sie dazu sagen. Sonst weiß man nur für sich, dass das Geschriebene gut ist, aber nicht, ob es andere auch so sehen. Dann die Kritik annehmen und weiterschreiben.


TEXT: Harriet, Emil, Luis, Theo, Silke Schetelig

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Harriets Buchtipp findest du hier

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Hier geht’s zur Internetseite des Buches: http://pimp-deine-eltern.de

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Ein Kommentar für Interview mit Bernhard Hagemann

  1. Ella sagt:

    Ich fand das Buch nicht gut. Für wen war das eigentlich? Für Kinder oder Für Eltern?

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